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Füße am Boden - Kopf im Himmel

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Ein Blick hinter die Klostermauern von Heiligenbronn, wo Schwester Johanna Orientierung findet, aber Freiheit aufgibt.

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Sie sagt «Scheiße», chattet auf Facebook und liebt McDonald's. Ungewöhnlich für eine Nonne, aber charakteristisch für Schwester Johanna.

Die 33-Jährige hat sich für ein Leben im Kloster entschieden, unter strengen Regeln und in absolutem Gehorsam. Seit zehn Jahren verzichtet sie auf Unabhängigkeit, Geld und Sex.

Das alles für eine Beziehung mit Gott – die sie manchmal auch zweifeln lässt.

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7 Uhr im Kloster Heiligenbronn.
 
Die 40 Schwestern frühstücken schweigend in ihren Wohngemeinschaften. Bis zum Morgengebet spricht niemand, das erste Wort des Tages gehört Gott.

Eine Stille, an die sich die Schwester Johanna mittlerweile gewöhnt hat.
Denn früher war ihr Leben ganz und gar nicht still.

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Fastnacht: Schwester Johannas Augen leuchten, wenn sie davon erzählt. Seit ihrer Jugend ist sie Mitglied der «Blätzlebuebe-Zunft» in ihrer Heimat Konstanz

Spaß am wilden Fastnachtstreiben hat Johanna immer noch. Allerdings nur in zivil. In der Nonnentracht fragt sie sonst jeder Zweite, ob sie «echt» sei.

So ausgelassen wie früher feiert sie heute jedoch nicht mehr.


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Mit ihrer Begeisterung hat Schwester Johanna die anderen Nonnen angesteckt. Der Rosenmontag wird zum Kontrastprogramm im Klosteralltag.

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Schwester Johannas Mädchenname ist Ulrike Konrad.
Zu Hause ist sie für alle nur «die Rike» – bis heute.

Der Glaube spielte bei den Konrads schon immer
eine wichtige Rolle. Sobald Rike still sitzen konnte, durfte sie mit in den Gottesdienst. Neugierig hing sie am Ärmel ihrer Mutter, beeindruckt von den tiefen Orgeltönen und dem Weihrauchduft.

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In der Kirchengemeinde findet Ulrike Halt. Sie hat Freunde in der Ministranten-Gruppe, mit denen sie lachen kann und ihre Jugend genießt.

Sie probiert sich aus. Blaue Haare, roter Peugeot.
Erste Liebe.

Sonst ist sie zurückhaltend. Nach der Schule macht sie eine Ausbildung zur Erzieherin und arbeitet in einem Kindergarten. Sie ist unabhängig, hat einen Freund und verdient ihr eigenes Geld.
Trotzdem fehlt etwas.

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Immer wieder hat sie dieselben Gedanken:
Ist das alles?
Wo führt mein Weg hin?
Was will ich vom Leben?

Durch den Vorwurf einer Bekannten verliert Ulrike die Orientierung:

«So wie du glaubst, kommst du nicht in den Himmel.»

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«Wieso soll ich nicht in den Himmel kommen?»
Diese Frage lässt Ulrike nicht mehr los. Sie will Antworten.

Mit einer Freundin aus der Gemeinde entschließt sie sich für «Ora et labora», eine kurze Auszeit im Kloster. Vor Ort fühlt sich die 23-Jährige wohl. So sehr, dass sie an den Wochenenden heimlich weiter ins Kloster Heiligenbronn fährt. Sie spürt mit jedem Mal stärker, dass hier ihr Platz sein könnte.

An einem kühlen Märzabend nimmt sie bei einem Glas Wein ihren Mut zusammen. «Ich ziehe aus», sagt sie zu ihren Eltern, «ich geh' ins Kloster».

Stille.

Dann geht es los: Sie könne doch nicht und ob sie wahnsinnig sei. Sie solle doch noch ein paar Jahre warten. Ulrike bleibt ruhig. Sie spürt, es ist die richtige Entscheidung. Fünf Monate später lässt Ulrike alles hinter sich. Auch ihren Mädchennamen. Sie ist jetzt Schwester Johanna.

Das war vor zehn Jahren. Seitdem war es nicht immer einfach im Kloster. Schwester Johanna kämpfte mit persönlichen Krisen. Aber auch mit ganz alltäglichen Dingen wie Facebook.

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239. So viele Freunde hat «SrJohanna Konrad» auf Facebook.
Jeden Tag schaut sie rein. Chattet mit Freunden, anderen Nonnen und dem Pfarrer. Ab und zu spielt sie «Klondike» – virtuelles Ernten und Tiere füttern, als Ausgleich zu den täglichen Pflichten.

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Ihr Lieblingsort im Kloster: Die Gnadenkapelle, wo die Quelle des «Heiligen Bronnen» fließt. Hier fühlt sie sich Gott besonders nah. Er gibt ihr Kraft für das Leben als Nonne. Denn die Regeln erfordern Selbstdisziplin und Gehorsam.

Hin und wieder bricht Johanna aus dem Klosteralltag aus.
 

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Raus aus den Klostermauern.
Schwester Johanna verlässt das Kloster mit dem Gemeinschaftsauto. Fitness, Kino, Schwimmen – Freizeit mit Freunden ist ihr wichtig. Ab und zu fährt sie auch weiter weg.
Dann ist Urlaub angesagt. Keine Tagesstruktur, keine Regeln.

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Reisen können für Johanna manchmal zur kulinarischen Herausforderung werden. Sie hat eine Laktose- und Fructoseintoleranz. Pommes und Cola sind aber sicheres Terrain.

Das gibt's bei ihr allerdings nur selten. Geld für Urlaub und Handy kann sie beim Kloster beantragen, ihr monatliches Taschengeld als Nonne ist überschaubar.

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«Er müsste nicht unbedingt schön sein. Er müsste Ausstrahlung haben, das macht’s attraktiv.» Schwester Johanna weiß genau, wie ihr Traummann aussehen sollte.

Vor dem Kloster hatte sie einen festen Freund. Doch Rikes Gedanken waren woanders.
Bei Gott.

Nun gibt sie sich seiner ewigen Liebe hin. Den Professring trägt sie als Zeichen ihrer Treue.

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Sie hat sich entschieden.
Vor zweieinhalb Jahren legte Schwester Johanna ihre
Ewige Profess ab. Sie bleibt im Kloster.
Für immer.

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Gott dienen – ist das wirklich ihr Lebensglück oder nur eine selbst auferlegte Pflicht? Johanna geht ihren Weg weiter, zwischen Grenzen und Freiheit.

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Eine Multimediareportage von

Lena Appel
Isabell Hogh-Janovsky
Lara Peterke
Karin Wenger


Hochschule der Medien, Stuttgart, 2016

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Kapitel 1 Schwester Johanna

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Kapitel 2 Die Eule

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Kapitel 3 Die Närrische

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Kapitel 4 Die Jüngste

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Kapitel 5 Die Suchende

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Kapitel 6 Die Nonne im Netz

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Kapitel 7 Die Zweifelnde

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Kapitel 8 Die Nonne on Tour

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Kapitel 9 Die Gläubige

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