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Reifenwechsel

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Bei der Treff Time Stuttgart fahren jedes Wochenende dutzende Autoliebhaber mit ihren frisch polierten Spielzeugen vor. Obwohl alle eine Leidenschaft verbindet, sucht man eine Uniformierung vergebens. Sowohl die Gäste als auch deren getunte Schlitten könnten unterschiedlicher kaum sein.

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In Stuttgart geboren und aufgewachsen entdeckte Abdul schon früh seine Leidenschaft für ausgefallene Autos.
Der Türke hat Benzin im Blut.

Seit vielen Jahren engagiert sich der 31-Jährige in der Stuttgarter Auto- und Tuningszene, organisierte verschiedene Treffen mit und lernte Gleichgesinnte kennen. Seit 2015 ist er das Oberhaupt der Treff Time Stuttgart – einer Gruppe Autobegeisterter, die seine Leidenschaft teilen.





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Tagsüber arbeitet Abdul im Familienbetrieb, einem türkischen Supermarkt im Osten der Stadt. 
An der Metzgertheke zerlegt er Fleisch und schneidet Gulasch. Seine Kunden bedient er in einem wilden Mix aus Deutsch, Türkisch, Griechisch und Italienisch. Neben Hähnchenbrust und Leber gibt er ihnen auch immer ein Lächeln mit auf den Weg. Freitags, nach der Arbeit, tauscht er die Rollen.



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Es dämmert über Stuttgart, der Parkplatz unterhalb des Fernsehturms füllt sich. Auch Abdul ist am Start.
Jeden Freitag- und Samstagabend treffen sich beim Gazi-Stadion Autobegeisterte aus der Region. Egal ob getunter Sportwagen, Oldtimer oder leistungsstarkes Serienmodell, selbstgemacht oder vom Profi veredelt: Bei der Treff Time Stuttgart sind alle Kategorien vertreten – und willkommen.



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Sobald es dunkel wird, werden die Campingstühle und Shishas ausgepackt. Im Licht der Laternen sitzen die Tuner in kleinen Gruppen beeinander und tauschen sich aus – gerne bis in die frühen Morgenstunden.

Dabei geht es nicht nur um Autos, sondern vielmehr um das Zusammensein. Die Verbundenheit steht im Mittelpunkt. Das wird auch im Rapsong deutlich, den Abdul und zwei seiner Kumpels für die Treff Time produziert haben: „Wir rücken gerne zusammen, wir chillen gerne zusammen. Es gibt gute Laune, egal von wo wir stammen.“


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Obwohl einige lieber unter sich bleiben, gibt es einen zentralen Treffpunkt auf dem Parkplatz: den weißen Sprinter.
Hier gab es bis vor kurzem Döner für die hungrigen Tuningfreunde, inzwischen werden Hot Dogs mit Röstzwiebeln und Ketchup zubereitet. Mit Snack und Cola in der Hand drehen die Autoliebhaber ihre Runden über den Parkplatz, begrüßen Freunde und begutachten die Schlitten anderer.

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Zum harten Kern der Truppe gehören neben Abdul noch rund zehn weitere Tuningbegeisterte, die zusammen für einen geregelten Ablauf sorgen. Wer negativ auffällt, wird verwarnt oder gar verwiesen. Die schwarzen Schafe, die die Szene in Verruf bringen, sind unterm Fernsehturm unerwünscht, denn hier dreht keiner durch – Burnouts sind bei der Treff Time verboten. Den Jungs ist es wichtig Reife zu zeigen. Und laut Polizei lassen sich die Beschwerden über Lärm bisher an einer Hand abzählen – was auch so bleiben soll.

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Die Polizei steht den Treffen am Fernsehturm bisher entspannt gegenüber und sieht keinen Grund dort einzugreifen, solange sich alles im rechtlichen Rahmen abspielt.

Die Tuningszene ist mit vielen Vorurteilen behaftet, gegen die die Crew von der Treff Time ankämpft. Für Außenstehende geht Tuning häufig mit Rasen einher. Abdul und die Clique legen großen Wert darauf, nicht mit PS-Proleten in einen Topf geworfen zu werden. Herzblut statt Bleifuß – das ist die Devise.





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Die individuelle Veränderung eines Fahrzeuges, um die Fahreigenschaft zu verbessern und das optische und akustische Design aufzuwerten.

Auch: frisieren, pimpen, aufmotzen

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Alles kann, nichts muss: Was am eigenen Auto verändert wird, bleibt jedem selbst überlassen, weiß auch Yasin. Der Maschinenbau-Student gehört zu Abduls engsten Freunden und legt bei seinem Mercedes selbst Hand an.

Am Wochenende präsentiert er stolz seine Arbeiten. Der Reiz liegt für ihn dabei im Arbeitsprozess, der nie enden mag.
Er selbst vergleicht das Basteln am eigenen Auto gerne mit einem Puzzle oder Baukasten. Schraube um Schraube wird das Hobby zur Lebenseinstellung.

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– Abdul

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Chromfelgen, Flügeltüren und Spoiler säumen den Parkplatz unter dem Fernsehturm. Die Fahrzeuge bei der Treff Time sind mehr als nur Fortbewegungsmittel zum Zweck. Um sich von der Masse abzuheben, liegt das Augenmerk jedes Einzelnen besonders auf den Details.

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Neben dem Parkplatz am Fernsehturm gibt es in Stuttgart noch einen weiteren Hotspot, der mit schicken Schlitten und aufheulenden Motoren in Verbindung gebracht wird: Die Theodor-Heuss-Straße. Während es an der Waldau gesittet zugeht, beginnt auf der Partymeile das bunte Treiben.

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Die Theodor-Heuss-Straße ist längst nicht mehr nur eine Vergnügungsmeile. Seit 2007 ist sie ein beliebter Treffpunkt der Tuningszene, auf Videoportalen wie Youtube finden sich mittlerweile unzählige Clips von sogenannten „Carspottern“. Was zunächst ruhig anfing, nahm über die vergangenen Jahre Überhand. Betrunkene Partygänger und PS-Boliden können auf engstem Raum nicht nur Sachschäden verursachen, sondern auch Feiernde verletzen.

Wenn am Freitag die Nacht hereinbricht, säumen Böblinger, Esslinger und Balinger Kennzeichen die vielbefahrene Straße zwischen Stuttgarter Hauptbahnhof und Rotebühlplatz.
Wo anfangs Autoliebhaber mit ihren getunten Fahrzeugen auftauchten, um diese zu präsentieren, trifft sich mittlerweile die Raserszene für gemeinsame Beschleunigungsorgien.

Die Stadt hat inzwischen reagiert und versucht durch verschiedene Maßnahmen Herr der Lage zu werden. Von 22 bis sechs Uhr wurde ein Tempolimit von 30 km/h eingeführt und zwei Blitzeranlagen installiert. Seit dem 23. Mai 2016 wurden bislang 40 000 Verstöße registriert – macht knapp 300 am Tag.  

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„Wir versuchen natürlich im Sinne der Sicherheit starke Präsenz auf dem relevanten Abschnitt zwischen Arnulf-Klett-Platz und Rotebühlplatz zu zeigen. In einer Nacht sind locker bis zu 20 Kollegen bei Fahrzeugkontrollen und Geschwindigkeitsmessungen eingespannt. Spitzenreiter war ein Raser, den wir mit 126 km/h an der Gymnasiumstraße gemessen haben.

Wir beschlagnahmen regelmäßig Fahrzeuge, die durch Tuning nicht mehr für den Straßenverkehr geeignet sind. Besonders häufig begegnen uns unzulässige Veränderungen am Fahrwerk und der Auspuffanlage. Dass es sich dabei oft nicht nur um eine Ordnungswidrigkeit handelt, überrascht viele. Eine massive Hubraumveränderung kann einen Versicherungsbetrug nach sich ziehen. Wer erhebliche Veränderungen am Katalysator vornimmt, verändert die Steuerklasse und riskiert ein Steuerstrafvergehen.“

 ̶  Michael Saur, Experte der Stuttgarter Verkehrspolizei



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Eine Multimediareportage von Peter Buchholtz, Valentina Kress, Carolin Piegsa, Markus Wykydal und Meltem Yurt.

Wir bedanken uns herzlich bei der Treff Time Stuttgart, insbesondere bei Abdul, dem Polizeipräsidium Stuttgart und der Kfz-Zulassungsstelle. 

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