Wandernde Dinge, migrierende Menschen – das schwäbische Erbe in Georgien
Diese Webdoku entstand in einer Lehrredaktion am Institut für Medienwissenschaft und am Zentrum für Medienkompetenz (ZFM) der Universität Tübingen und im Rahmen des Projektes „Wandernde Dinge und migrierende Menschen: Aufbereitung des schwäbischen Erbes in Georgien für Wissenschaft und Öffentlichkeit“, durchgeführt vom Deutschen Seminar der Universität Tübingen in Kooperation mit dem Stadtmuseum Tübingen, der Staatlichen Ilia-Universität Tiflis und dem Nationalmuseum Tiflis bzw. dem Regionalmuseum Bolnisi.
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Schwäbische Spuren in Georgien
Wenn man in der
kleinen georgischen Stadt Bolnisi, der ehemaligen deutschen Siedlung Katharinenfeld, auf die Suche
geht, findet man noch zahlreiche Einflüsse:
Häuser, die an
schwäbische Dörfer erinnern, hier und da mal ein Nachname und wenn
man genau hinhört, auch ab und zu ein schwäbisches Wort.
Die Auswanderung der Schwaben nach Georgien 1818
1815 kam es in Indonesien zu einem schweren
Ausbruch des Vulkans Tambora. Die klimatischen Auswirkungen in Europa waren
verheerend. Hungersnöte, Kriegsfolgen und Armut waren wichtige Gründe für die
großen Auswanderungswellen des 19. Jahrhunderts. Viele Menschen machten sich
auf den Weg nach Amerika, um der Not zu entkommen. Einige emigrierten in das
Russische Kaiserreich und gründeten zahlreiche Siedlungen –
auch in Georgien,
das zu einem bevorzugten Ziel südwestdeutscher Auswanderer wurde.
Die Zusicherung von Land, Befreiung vom Militärdienst und Religionsfreiheit
waren Gründe, sein Glück im Russischen Zarenreich zu suchen.
Doch wie sah das Leben in den Siedlungen aus?
NavigationserklärungBevor Sie weiterscrollen...
Auf der nächsten Seite sehen Sie eine Zeichnung einer deutschen Siedlung nahe Tiflis, Georgien. Dieses Dorf ist Ihr Ausgangspunkt für alle Kapitel.
Weiße Kreise,
sogenannte Hot-Spots, markieren bestimmte Einrichtungen, wie das Rathaus, die Schule oder die Kirche.
Durch einen
Mausklick auf einen solchen Hot-Spot gelangen Sie zum jeweiligen Kapitel. Durch die Kapitel können Sie wie gewohnt scrollen.
Über einen Pfeil am linken Rand gelangen Sie innerhalb der Kapitel jederzeit zurück zum Dorf.
Und nun viel Spaß!
Rückkehr
Die Reise der Kaukasiendeutschen begann mit der Veröffentlichung des Einladungsmanifestes der Zarin Katharina II. am 22. Juli 1763. In den Jahren darauf gründeten deutsche Siedler erste Siedlungen, die zu ihrer Heimat wurden. Auf die deutsche Bevölkerung wartete in Russland und später in der
UdSSR
eine tragische Geschichte, die 1941 mit der Deportation aus ihren Heimatorten und der unmenschlichen Arbeit in den Zwangslagern begann.
Nachdem die UdSSR den Kriegszustand mit Deutschland Anfang 1955 für beendet erklärt hatte, begannen die Verhandlungen um eine Wiederaufnahme diplomatischer und wirtschaftlicher Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Die Sondersiedlungen wurden Ende 1955 aufgehoben. Die deutsche Bevölkerung durfte den Ort ihres Gewahrsams allmählich verlassen.
Für viele Kaukasusdeutschen bedeutete dies die Rückkehr in die Heimat ihrer Vorfahren – Deutschland.
Video: Creative Commons
ErinnerungskulturWas kann an historischen Orten gelernt werden?
„Der 23. August ist der Europäische Gedenktag für die Opfer totalitärer Diktaturen, darunter fällt auch das tragische Schicksal der Kaukasusdeutschen […]. Dieses Schicksal wird allmählich als Teil der deutschen Erinnerung wahrgenommen.“
„Man kann an diesen Orten viel über die Bevölkerungswanderungen, freiwillig oder erzwungen, des 19. und 20. Jahrhunderts lernen. Deutschland hat sich in den letzte 200 Jahren von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland gewandelt. Heute möchten viele Georgier nach Deutschland auswandern. Die historischen Orte sind Spuren dieser Bewegungen und bedeuten, dass ,Heimat‘
nicht etwas Statisches, sondern dynamisch Erschaffenes ist.“
Oliver Reisner, Professor für European & Caucasian Studies
Video: Eva Oswald
ErinnerungskulturWas kann an historischen Orten gelernt werden?
„Für die Georgier ist das deutsche Erbe eine Brücke, die sie mit Europa verbindet, zu dem sie endlich als gleichberechtigter Teil dazugezählt werden möchten. Der georgische Staat hat in den letzten Jahren erhebliche Mittel aufgewandt, dieses Erbe zu inventarisieren und teilweise zu restaurieren. […] Für die Nachfahren ist es Teil einer mit jeder weiteren Generation verblassenden Familiengeschichte. […]
Mir erscheint es heute wichtig, diese Geschichte als Teil der deutschen Geschichte anzuerkennen und damit auch die Russlanddeutschen differenzierter wahrzunehmen, als dies bisher der Fall gewesen ist. Sie haben schließlich ihre Heimat im Ausland gefunden und bisher in ihrer Erinnerung wachgehalten […].“
Oliver Reisner, Professor für European & Caucasian Studies
Zu sehen: Zweisprachiges Denkmal (georgisch/deutsch) für die vertriebene deutsche
Bevölkerung und ihre Opfer in Bolnisi.
Foto (Hintergrund): Freeimages
Foto (Denkmal): Creative Commons, Änderung: Färbung
Deportationsgeschichte
Nach Kriegseintritt der Sowjetunion am 22.
Juni 1941 begann das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR mit den Deportationen. Für die Deutschen bedeutete das Zwangsumsiedlung
oder Einweisung in Arbeitslager in Kasachstan und Sibirien.
Die Deportationsgeschichte der Kaukasiendeutschen
wird anhand der Schicksale der beiden Frauen Frieda Mayer-Melikowa und Diana Kessner geschildert.
1930er Jahre
Die Wende in der sowjetischen Innenpolitik und die zunehmende Abkapselung vom Ausland führten zu einer Verschärfung der politischen Maßnahmen in der UdSSR. Der Spionageverdacht ließ nahezu jeden Deutschen zu einem potentiellen Agenten der Gestapo oder der Abwehr werden. Der Druck auf die deutsche Bevölkerung mündete in Verhaftungen und Erschießungen wegen ‚erwiesenen‘
Landesverrats. Die Deutschen standen unter Generalverdacht.
Foto (Hintergrund): Freeimages
Foto (Offiziere): Creative Commons
1935
Im Jahr 1935 begannen die ersten Umsiedlungen der deutschstämmigen Bevölkerung in sogenannte Sondersiedlungen nach Kasachstan. Dort sollten sie als billige Arbeitskräfte dienen, um Stalins Programm des wirtschaftlichen Aufbaus der Sowjetunion voranzubringen.
Foto (Hintergrund): Freeimages
Foto (Zug): Kackad
1937/38
Die sogenannten stalinistischen Säuberungen hatten ihren Höhepunkt in den Jahren 1937 und 1938 – den Jahren des ‚Großen Terrors‘. Nachdem Stalin seine innerparteilichen Rivalen vernichtet hatte, begann im Sommer 1937 der
‚Große Terror‘
gegen vermeintliche Verräter und Abweichler. Darunter fielen auch die Deutschen, die Opfer gezielter
‚Operationen‘
wurden. Die sowjetische Strafjustiz verurteilte in diesen zwei Jahren 1.345.000 Personen, von denen 681.692 erschossen werden.
Foto (Hintergrund): Freeimages
Foto (Stalin): Wikipedia
Bedienung
Schieben Sie den Regler mit der Maus nach links und rechts, nachdem Sie den Start-Button gedrückt haben, um den Vorher-/Nachher-Vergleich deutlich zu machen.
Foto (links): Wikipedia
Foto (rechts): Wikipedia
1937/38
Lagerarbeit
Die Zeit in den Lagern war von schwerer Arbeit und Hungersnöten geprägt. Wer es nicht schaffte, die geforderten Mengen herzustellen oder bei der Arbeit zusammenbrach, wurde bestraft.
Foto (Hintergrund): Freeimages
Bild: Viktor Hurr
22. Juni 1941
Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht am 22. Juni 1941 verschärfte sich die Lage für die Deutschen erneut. Die Angst der UdSSR vor Spionage und feindlichen Fallschirmjägern verstärkte sich zunehmend und ließ die deutsche Bevölkerung
noch stärker unter Verdacht geraten, Agenten der Gestapo oder der Abwehr zu sein.
Foto (Hintergrund): Freeimages
Foto (Soldaten): Creative Commons
28. August 1941
Unmittelbar nach dem deutschen Angriff begann die Zwangsumsiedlung der gesamten deutschen Bevölkerung in der Sowjetunion. Etwa 900.000 Russlanddeutsche wurden entsprechend dem Erlass des Obersten Sowjets vom 28. August 1941 innerhalb weniger Wochen aus den europäischen Teilen der Sowjetunion nach Osten, vorwiegend Sibirien, Kasachstan und an den Ural, deportiert. Die Sowjetunion wollte mit der Umsiedlung eine Zusammenarbeit der Russlanddeutschen mit Nazi-Deutschland verhindern.
Foto (Hintergrund): Freeimages
Foto (Nachrichten): Creative Commons
8. Oktober 1941
Im gleichen Jahr siedelte Stalin alle Kaukasiendeutschen, die nicht mit Einheimischen verheiratet waren, nach Kasachstan und Sibirien um. Nach Beschluss des staatlichen Verteidigungsausschusses vom 8. Oktober 1941 sollten 23.580 Menschen aus Georgien, 22.741 Menschen aus Aserbaijan und 212 Menschen aus Armenien nach Kasachstan umgesiedelt werden.
Foto (Hintergrund): Freeimages
Foto (Auflistung): EINUNG - Assoziation der Deutschen
Georgiens
Frieda Mayer Melikowa
Frieda Mayer Melikowa wurde 1906 als Tochter eines deutschen Pastors in Tiflis geboren.
Ihre Lebensgeschichte spiegelt eines der vielen Schicksale der Schwaben in Georgien wider, die mit Beginn des stalinistischen Terrors aus ihrer neuen Heimat deportiert wurden.
Zu Unrecht beschuldigt und verhaftet, war Frieda jahrelanger Zwangsarbeit, Hunger und Todesangst ausgesetzt.
„Einer der Hauptgründe, weshalb ich am Leben blieb, war, daß ich keine Folterung durchmachen mußte. Davor blieb ich bewahrt.“
Zitat aus: Mayer Melikowa, Frieda. Ein Leben zwischen den Mühlsteinen der Politik. Selbstverlag, 1977.
Foto: Kathrin Feser
Anklage:
§ 58 Punkt 10: Antisowjetische Ideologie, Agitation, Propaganda, illegale Literatur
Punkt 11: Organisation
Punkt 6: Spionage
Verurteilung zu 1 ½ Jahre Haft in Sibirien
Verhaftung
Frieda Mayer Melikowa wird am 16.08.1936 verhaftet und in das NKWD (russisch für: Volkskommissariat für innere Angelegenheiten) gebracht.
Das NKWD wurde 1934 als sowjetisches Unionsministerium gegründet und als Ressort der Geheimpolizei genutzt. Frieda weiß nicht, warum sie verhaftet wurde.
Bild: Viktor Hurr
Das NKWD
Das NKWD (Narodnyj kommissariat wnutrennich del) war das wichtigste Ressort für die Geheimpolizei der Sowjetunion.
Frieda wird im Untersuchungsgefängnis des NKWD immer wieder aufs Neue verhört.
Foto: Kirill
Pershin
In Haft
Später wird Frieda in ein anderes Gefängnis verlagert, wo sie auf ihre Schwester Ella trifft.
„Das war für uns, wenn man so sagen darf, eine schöne Zeit. Wir durften zusammen sein. Die Wärterin war auch so menschlich, daß sie es zuließ, daß wir Schwestern zusammen waren. Wir mußten wohl auf einer Bettstelle schlafen, aber das hat uns nicht zurückgeschreckt. Wir waren zusammen.“
Sie wird zu acht Jahren im Lager verurteilt.
Zitat aus: Mayer Melikowa, Frieda. Ein Leben zwischen den Mühlsteinen der Politik. Selbstverlag, 1977.
Foto: Kirill
Pershin
Abtransport in das erste Lager
Video: Nik Rijavec
Kriegsausbruch
Mit dem Kriegsausbruch verschärft sich die Situation in den Lagern.
„Eines Tages kam vom Männerlager die Meldung herüber, daß wir morgen eine große Neuigkeit erfahren sollten: Der Krieg war ausgebrochen. Große Aufregung, Verwirrung. Was wird mit uns Deutschen geschehen? Auf die Antwort auf diese Frage brauchten wir nicht lange zu warten. Eine Anzahl Deutscher, Usbeken und auch Russen […] wurden zur Etappe aufgerufen und fort ging es. […] Nur wohin? Einmal hielt der Zug in der Nacht auf einer ganz öden Stelle an. Kein Licht war zu sehen. ‚
Aussteigen!‘, hieß es. Ich dachte, sie werden uns gleich alle niederschießen. Wir wurden umgeladen. Es wurde immer kälter.“
Zitat aus: Mayer Melikowa, Frieda. Ein Leben zwischen den Mühlsteinen der Politik. Selbstverlag, 1977.
Video: Nik Rijavec
Erfahrungen in der Nähfabrik
In der Nähfabrik des Lagers muss Frieda Tag und Nacht harte Arbeit leisten. Frierend und hungernd versucht sie, die vorgegebenen Mengen zu produzieren, um eine Portion Brot zu erhalten.
Foto: Pixabay
Bedienung
Schieben Sie den Regler mit der Maus nach links und rechts, nachdem Sie den Start-Button gedrückt haben, um den Vorher-/Nachher-Vergleich deutlich zu machen.
Lagerbrief von Frieda an ihre Mutter und Schwester
Brief und Übersetzung: Gulag-Archiv – Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Foto (Hintergrund): Goodfreephotos
Haftverlängerung
Im Jahre 1944 wird Frieda Mayer Melikowas Lagerhaft um weitere acht Jahre verlängert, da sie Menschen im Lager versammelt und agitiert haben soll. Sie selbst wusste nie, warum sie erneut verurteilt wurde.
In dieser Zeit verliert sie immer mehr die Hoffnung, jemals wieder in Freiheit leben zu können.
„Als ich meine zweiten acht Jahre im Lager bekommen habe, da war ich geschlagen. Ich konnte ein ganzes Jahr nicht zu mir kommen, ich wußte nicht woher ich die Kraft nehmen sollte weiter zu leben. Es hat mir nichts geholfen. Bis das dann doch überwunden war.“
„In dieser Zeit konnte ich mich das ganze Jahr nicht zurecht finden. Mir war alles gleichgültig.“
Zitat aus: Mayer Melikowa, Frieda. Ein Leben zwischen den Mühlsteinen der Politik. Selbstverlag, 1977.
Video: Baaniooo
Ein Fünkchen Gott
Der Glaube hilft Frieda während ihrer Haft immer wieder, die Menschlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren.
„Wir waren dankbar für das, was wir hatten, wir waren
bescheiden. Mein Vater sagte immer, in jedem Menschen
steckt ein Fünkchen Gott. Und wir haben diese Toleranz ins
Herz gelegt bekommen. Ich kann nicht anders, ich muß in
jedem den Menschen achten. Ich kann nicht grob mit den
Menschen sein. Aber, das brauchte ich nicht im Gefängnis zu
lernen, das habe ich zu Hause gelernt.“
Zitat aus: Mayer Melikowa, Frieda. Ein Leben zwischen den Mühlsteinen der Politik. Selbstverlag, 1977.
Foto: Jürgen Damen
August 1952Freilassung nach 16 Jahren„Wir haben dich vergessen“
Zeichnungen: Kathrin Feser
Foto (Hintergrund): Pixabay
Das Leben in Freiheit
„Nach Hause durfte niemand.
Die meisten hatten ja auch kein 'Haus' mehr.
Diesen Menschen gehörte auch ich an.
Die Mutter nicht mehr am Leben, die Schwestern in Kasachstan, mein Mann war nicht mehr mein Mann, mein Kind war im Kaukasus und schon erwachsen. Ob ich es treffen sollte? […] Allerhand Gedanken gingen mir durch den Kopf.“
„Bald konnte auch ich mich bereitmachen, Sibirien zu verlassen. Vierzehn Jahre habe ich hier verbracht, elf Jahre in Gefangenschaft und drei Jahre in relativer Freiheit. […] Es war 1954, als ich Sibirien verlassen konnte.“
Zitat aus: Mayer Melikowa, Frieda. Ein Leben zwischen den Mühlsteinen der Politik. Selbstverlag, 1977.
Foto: Gulag-Archiv
–
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Rückkehr nach Tiflis
„Nur wenige nahmen mich mit offenem Herzen auf. Mißtrauen und Mißachtung uns Gewesenen gegenüber war die Einstellung der meisten. Als ich das auch von meinen nächsten Angehörigen zu spüren bekam, reifte in mir die Überzeugung, daß es meine moralische Pflicht ist, über meine Familie und mich selbst zu erzählen.“
Zitat aus: Mayer Melikowa, Frieda. Ein Leben zwischen den Mühlsteinen der Politik. Selbstverlag, 1977.
Foto: Gulag-Archiv
–
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Diana Kessner
Diana Kessner kam 1928 in Tiflis zur Welt.
Innerhalb weniger Wochen nach dem Erlass über die Zwangsumsiedlung der Kaukasiendeutschen
wurden die Kessners zusammen mit anderen Deutschen
in Viehwaggons nach Kasachstan deportiert und anschließend zur Zwangsarbeit verpflichtet.
In ihrem Buch Die Wege des Lebens schildert sie die ergreifende Umsiedlungsgeschichte ihrer Familie, ihr Leben in der Sondersiedlung in Kasachstan, ihre Sehnsüchte nach ihrem Heimatland und die halblegale Rückkehr nach Georgien.
Das Leben nach der DeportationDas Leben nach der Deportation
Nach ihrer Rückkehr aus der Sondersiedlung absolvierte Diana Kessner das staatliche Theaterinstitut und arbeitete anschließend elf Jahre als Kulturdirektorin am Flughafen und immer wieder als Journalistin. Später gründete sie das Kostümmuseum und arbeitete dort als Direktorin.
Diana Kessner veröffentlichte insgesamt sechs Bücher, von denen sogar einige ausgezeichnet wurden. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Kanada, wo sie auch verstarb.
Doch erst im hohen Alter fühlte sich Diana zu ihren deutschen Wurzeln hingezogen. Deutschland besuchte sie das erste Mal mit siebzig Jahren.
Foto (Kessner): EINUNG
–
Assoziation der Deutschen Georgiens
Die Anfänge des Schulwesens in den deutschen Kolonien
Zu Beginn gingen die Schüler und Schülerinnen in eine Sonntagsschule. Dort
wurden ihnen zunächst Predigten vorgetragen und im Verlauf entwickelte sich
daraus ein Lese- und Schreibunterricht. Der Unterricht wurde von Pfarrern oder
Gastlehrern gehalten. In der Gründungszeit mussten die Siedler die Lehrer
selbst finanzieren, deshalb konnte selten qualifiziertes Lehrpersonal
eingesetzt werden. Später kam die Gemeinde für die Schulkosten auf, sodass der
Besuch einer Schule für mehr Kinder möglich war. Die Verwaltung der Schule
übernahm der Schulpastor und ein Lehrer, wobei der Pastor befähigt war zu
unterrichten und der Lehrer einen Gottesdienst abhalten durfte.
Nationalitäten
Die deutschen Siedler lebten in Georgien zwar vermehrt in eigenen, kleinen Siedlungen, jedoch entwickelte sich auch in der Hauptstadt Tiflis ein deutsches Viertel. Dadurch kam es in vielen Lebensbereichen zum Zusammentreffen verschiedener Nationalitäten, zum Beispiel auch in der Schule. Die Kinder wuchsen
von klein auf gemeinsam auf.
Foto (Karte): Giorgi Balakhadze, Änderungen: Markierungen
„Ich besuche zurzeit das deutsche Realgymnasium. In meiner Klasse sind viele Deutsche, Russen, Georgier und Juden. Wir verstehen uns alle sehr gut und lernen gerne zusammen.“
(Zitat aus: Mayer Melikowa, Frieda. Ein Leben zwischen den Mühlsteinen der Politik. Selbstverlag, 1977.)
„lch gehe auf eine russische Schule und meine Klassenkameraden kommen aus Deutschland, Armenien und Georgien. Mir ist aber egal, woher sie kommen.“
(Zitat angelehnt an Informationen vom Goethe-Institut Tbilissi, Leben in Georgien, Nationalitäten)
„Alle meine Freundinnen kommen aus verschiedenen Ländern. In unserer Nachbarschaft wohnen kaum Deutsche, dafür aber viele Russen, Georgier und Armenier. Ich liebe es, Geschichten aus den verschiedenen Ländern zu hören.“
(Zitat angelehnt an Informationen vom Goethe-Institut Tbilissi, Leben in Georgien, Nationalitäten)
„Mein Kindermädchen kommt aus Deutschland. Sie spricht aber viel Französisch mit mir, sodass ich das auch von ihr lerne. Außerdem haben wir eine Waschfrau aus Russland und kennen einen ukrainischen Offiziersburschen.“
(Zitat angelehnt an Informationen vom Goethe-Institut Tbilissi, Leben in Georgien, Nationalitäten)
Lutherische GemeindeBolnisi
1854 errichteten die Deutschen in der Kolonie Katharinenfeld den
sogenannten „Dom“, in dem sie bis 1935 ihre Gottesdienste abhielten. In diesem Jahr wurde das Kirchengebäude geschlossen und später zur
Turnhalle umfunktioniert. Spenden aus
Deutschland ermöglichten der Gemeinde im Jahr 2007, ein neues Gemeindehaus zu
beziehen, in dem man sich jeden Sonntag zum Gottesdienst trifft.
Foto: Heike Schulz
Lutherische GemeindeTiflis
1946 wurden deutsche Kriegsgefangene in Tiflis
dazu gezwungen, die Evangelisch-Lutherische Peter-und-Paul-Kirche abzutragen.
Nach Aufhebung des Versammlungs-
verbots wurde dort von 1995 bis 1997 die
Versöhnungskirche auf einem ehemaligen deutschen Friedhof
errichtet. Hier trifft sich die Gemeinde jeden Sonntag um 11 Uhr zum
Gottesdienst, der in drei Sprachen gehalten wird.
Die Kirche in Tiflis bietet
noch viele weitere Möglichkeiten, am Gemeindeleben teilzunehmen: Sonntagsschulen, Kindergottesdienste,
Bibelstunden, Konfirmandenunterricht, einen Kirchenchor und verschiedene
Frauen-, Männer- und Jugendkreise.
Foto: Eva Oswald
Käse
Auf Grund der Empfehlung eines
Schulfreunds kam unter anderem auch der Schweizer Baron Alexander von
Kutzschenbach nach Georgien. Dort gründete er sowohl im Bezirk Bortschalo als
auch in dem Dorf Elfai bei Tiflis jeweils eine Käserei, die auf traditionelle
Schweizer Art Schweizer Käse produzierten. Das Unternehmen wuchs schnell und
so arbeiteten 1870 nicht nur 15 lokale Arbeiter, sondern auch fünf Schweizer
Käsemeister für Kutzschenbach.
Der so produzierte Käse war von
exzellenter Qualität. Deshalb wurde der Käse sogar einmal von einer Moskauer
Messe verbannt: Es gab Zweifler, die meinten, dass es sich um einen Betrug
handeln müsse, da sie nicht glauben konnten, dass so ein hochwertiger Käse
aus solch einem Land stammen könne.
Die Produktion von Schweizer Käse
breitete sich schnell in ganz Georgien aus. Zuerst waren es eigentlich nur
die eingewanderten Schweizer Fachleute, die immer mehr Molkereien in Betrieb
nahmen, doch dann folgten auch lokale Unternehmer. Der Käseverkauf war nicht
nur auf dem Binnenmarkt ein voller Erfolg, sondern auch in Sankt Petersburg
und Moskau. Die meisten der im Jahr 1913 bestehenden 69
Käseherstellungsbetriebe im südlichen Kaukasus lagen in Georgien.
Alexander von Kutzschenbach trug
außerordentlich zum landwirtschaftlichen und industriellen Aufschwung des
südlichen Kaukasus bei. Deshalb bekam er nicht nur staatliche finanzielle
Unterstützung für seine verschiedenen Unternehmen, sondern sogar einen
Grafentitel mit Erbrecht verliehen.
Brot
Die nach Georgien gekommenen Schwaben betrieben unter anderem viel Weizen- und Getreideanbau. Da auch gut ausgebildete Bäcker zu den Kolonisten zählten, wurden viele europäische Backwaren hergestellt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Deutschen schnell auch durch ihr abwechslungsreiches Brot und Gebäck in Georgien bekannt wurden.
Bier
Schon vor
der Ankunft der Schwaben in Georgien hatte die georgische Bierbrauerei eine
lange Tradition. Jedoch beschränkte sie sich bis dahin ausschließlich auf die
Bergregionen, denn dort konnte aufgrund der landschaftlichen Bedingungen kein Wein angebaut werden. Nach der Ankunft der Deutschen verlagerte sich die
Kunst des Bierbrauens hingegen nach und nach auch mehr in die Städte.
Der nach
Georgien gekommene Schwabe Theodor Salzmann gründete die erste Bierbrauerei in
Neu-Tiflis. Zu deren Erfolg trug unter anderem auch der kaukasische
Generalgouverneur Alexei Jermolow bei: Er
war nicht nur Kunde, sondern drängte zur
Unterstützung des jungen deutschen Unternehmens seine Untergebenen dazu, die
Brauerei zu besuchen.
Es dauerte
nicht lange, bis weitere Deutsche in das Biergeschäft einstiegen und selbst
Brauereien eröffneten. Unter anderem auch Friedrich Wetzel, dessen Bier 1882
auf einer russischen Messe sogar eine Medaille für die beste Produktion
verliehen bekam.
Wein
Die Weinproduktion nahm in der
Geschichte der deutschen Einwanderer eine wichtige Rolle ein. Vor allem im
ehemaligen Katharinenfeld trug sie enorm zur Entwicklung und damit auch zum
wirtschaftlichen Aufschwung der Siedlung bei. Hier begannen die Siedler im
Jahr 1820, mit verschiedenen Rebsorten, die sie von der lokalen
Bevölkerung gestellt bekamen und welche sie mit der Zeit vermehrten,
Wein
herzustellen. Obwohl viele von ihnen schon eigene Erfahrungen in der
Weinherstellungen vorweisen konnten, bildeten sie sich zusätzlich durch
Besuche bei georgischen Winzern weiter. Somit vermischten sich die
Weinherstellungstechniken der beiden Länder. Für den Transport und die
Lagerung des Weins nutzten die Deutschen jedoch ihre eigenen traditionellen
Weinfässer.
Der Weinbau in Katharinenfeld wuchs
schnell weiter, sodass die private Wirtschaft bald nicht mehr dazu in der
Lage war, allein die Weinproduktion zu stemmen. Deshalb wurde 1908 eine
Winzergenossenschaft, auch „Union“ genannt, gegründet. Sie gewann immer mehr
neue Mitglieder und Weinberge dazu und wurde so zu einem einschlägigen
Wirtschaftsfaktor in Georgien. Bis zum Jahr 1930 wurden so insgesamt schon 30
bis 40 Millionen Liter Wein hergestellt.
Außerdem ist überliefert, dass ein
deutscher Winzer namens Schall in einem georgischen Wald eine neue Rebsorte,
die nach ihm benannte Schalltraube, entdeckt und kultiviert hat. Aus dieser
Traube wurde ein dunkler roter Wein hergestellt, der in Georgien unter dem
Namen Schala bekannt wurde.
Bedingungen der Eheschließung
Eheschließung
Das verlobte Paar soll sich in der Stille und mit ernsten Gebeten auf ihren Hochzeitstag vorbereiten. Wenn Freunde und Verwandte zur Feier des Hochzeitstages eingeladen werden, sollen diese nicht im Essen und Trinken, sondern im Lobe Gottes und in erbaulichen Gesprächen sich erfreuen. Deshalb soll der Geistliche mitsamt den Mitgliedern des Kirchenkonvents streng darauf achten, dass solche Hochzeitstage nicht durch ausgiebige Feiern und üppige Gastmahle entheiligt werden. Sollte dies aber dennoch geschehen, so sollten sich wahre Christen von solchen Feiern schnell entfernen, denn widerspenstige Personen werden vom Kirchenkonvent bestraft und zur Besserung ermahnt.
Eheschließung
Ehebruch
Kinderlehre
An unsere Leser Die Kaukasische Post
Foto (Hintergrund): DiFMOE, Änderungen: Farbton, Zuschnitt
An unsere LeserGeschätzte Leserinnen und Leser ...Tiflis, 18. Juni 1906
„[... d]ie ‚[K]aukasische Post‘, deren erste Nummer wir heute unseren Lesern darbieten, soll zunächst ein vermittelndes Organ werden für unsere im Kaukasus zerstreut lebenden Landsleute.
Die Wahrung unserer gemeinsamen Interessen ist unsere Hauptaufgabe und wir werden denselben stets die eingehendste Beachtung zuwenden.
Was unsern Landsleuten, seien sie Kaufleute, Gewerbetreibende, Handwerker oder Ackerbauer, not tut, soll in unserm Blatte besprochen und erwogen werden ...“
Foto: DiFMOE, Änderungen: Farbton, Zuschnitt
An unsere LeserAber zuerst ...
... würden wir uns gerne vorstellen. Mein Name ist Arthur Leist, meines Zeichens verantwortlicher Chefredakteur und deutscher Schriftsteller aus Georgien. Ein Abbild meiner Wenigkeit finden Sie auf der linken Seite ...
... und ich bin Unternehmer Baron Kurt von Kutzschenbach,
ein Schulfreund von Werner von Siemens und der Herausgeber dieses wunderbaren Blattes. Mein Antlitz ist auf der rechten Seite zu sehen.
Gemeinsam haben wir die erste und einzige deutschsprachige Zeitung für uns Kaukasiendeutsche im Nordkaukasus, Georgien, Aserbaidschan und Armenien geschaffen
–
die Kaukasische Post!
Foto (Hintergrund): DiFMOE; Änderungen: Zuschnitt, Farbton
Foto (Leist): EINUNG - Assoziation der Deutschen Georgiens, Änderung: Farbton
Foto (Kutzschenbach):
Baron Alexander von Kutzschenbach Nachkommen e.V., Änderung: Farbton
An unsere Leser... etwas über unsere Geschichte
Darauf können wir besonders stolz sein. Sicher, wir hatten einige Schwierigkeiten. Zwei Mal wurde unsere schöne Zeitung durch die Obrigkeit eingestampft. Erst durch die Polizei kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 und dann, nach vierjähriger Pause, gleich nochmal durch das Georgien besetzende Sowjetregime 1922. Danach war erstmal Schluss für unsere KaPost.
Wir hatten auch mit inneren Schwierigkeiten zu kämpfen: Der Kampf um Leser, aber auch um Mitarbeiter gestaltete sich schwierig. Nicht immer konnten wir uns unseren journalistischen Aufgaben widmen, ohne bei irgendwem anzuecken. Und Geldprobleme waren allgegenwärtig.
Foto: DiFMOE, Änderung: Farbton, Zuschnitt
An unsere LeserUnd heute?
Aber wir haben es geschafft –
die KaPost gibt es immer noch! 1994 wurde sie unter der Trägerschaft von „CUNA Georgica – Gesellschaft zur Förderung der Kultur und der Natur in Georgien“ erneut ins Leben gerufen. 2012 wechselte sie dann zum vom deutschen Journalisten Rainer Kaufmann gegründeten Verlag
„KAROmedia“
in Tiflis. Und hier erscheint sie auch heute noch regelmäßig alle zwei Monate. Aber genug der Erzählungen! Lassen Sie sich nun in unsere Zeit entführen ... mit den bewegendsten, komischsten und unterhaltsamsten Geschehnissen aus dem Kaukasus, den Siedlungen und aus aller Welt. Und der Spaß darf dabei natürlich auch nicht zu kurz kommen!
Foto: DiFMOE, Änderung: Farbton, Zuschnitt
Nachrichten aus dem Kaukasus Eine geheimnisvolle Kiste Kutaissi, 30. Dezember 1906
Auf der Station Schorapan mietete ein junger Mann ein Zimmer im Hause des Priesters Chuskiwadse, gab ihm 5 Rbl. [Rubel] Angeld, brachte bald darauf in das gemietete Zimmer eine Kiste und zeigte sich nicht mehr ...
Foto: Pixabay, Änderung: Farbton, Animation
Aus den Kolonien Ein Fest der Zerstörung Katharinenfeld, 08. September 1912
Am Dienstag dem 14. August feierte unsere Kolonie in herkömmlicher Weise das „Zerstörungsfest“, den Tag der Erinnerung an den schlimmen 14. August des Jahres 1826, an dem Katharinenfeld von Tataren- und Kurdenhorden überfallen, verwüstet und geplündert worden war ...
Bild: aus Allmendinger, Ernst. Katharinenfeld: Ein deutsches Dorf im Kaukasus, Selbstverlag, 1989. Änderung: Farbton
Aus den Kolonien 42 Hochzeiten – an einem Tag! Friedental, 06. Januar 1907
... ganze Hochzeitszüge begeben sich zum Bethaus. Diesmal waren es nicht weniger als 42, sage und schreibe zweiundvierzig Paare ...
Bild: aus Allmendinger, Ernst. Katharinenfeld: Ein deutsches Dorf im Kaukasus, Selbstverlag, 1989. Änderung: Farbton
Aus aller Welt Die Kalifornische Katastrophe San Francisco, 01. Juli 1906
... aber was auch immer die veranlassende Ursache gewesen sein mag, so viel steht leider fest, daß diese Katastrophe zu den grausigsten Ereignissen unserer Zeit zählt ...
Foto: National Archives and Records Administration, Änderung: Animation, Farbton
Rauch: SS World (YouTube), Änderung: Anpassungen
Aus aller Welt Der Untergang der Titanic Atlantischer Ozean, 05. Mai 1912
... aus den erschütternden Schilderungen Miterlebender teilen wir unseren Lesern folgenden Bericht des Telegrafisten Harold
Bride mit, der die Funkenapparate der
„Titanic“
zu bedienen hatte ...
Foto: Wikimedia Commons, Änderungen: Farbton, Animation
Rauch: SS World (YouTube), Änderung: Anpassungen
Bunte Ecke Lustige Ecke Tiflis, 11. Oktober 1908
Guter Fortschritt:
„Wie weit sind Sie mit Ihrem neuen Hausbau?“
„O, der geht gut voran. Wir haben eben die zweite Hypothek erreicht.“
Für mehr köstliche Witze ...
Bild: aus Allmendinger, Ernst. Katharinenfeld: Ein deutsches Dorf im Kaukasus,
Selbstverlag, 1989. Änderung: Farbton
Bunte Ecke Skurrile Anzeigen Tiflis, 08. September 1912
„Löwen, Tiger, Schakale, Hyänen fangen totsicher meine weltberühmten Raubtierfallen ...“
„Musikalienhandlung A. Kopp
–
größte Auswahl. Billigste Preise. Reellste Bedienung.“
Für weitere kuriose Anzeigen ...
Foto: DiFMOE, Änderung: Farbton, Zuschnitt
Foto: Goethe Institut Tiflis
Foto: Goethe Institut Tiflis
Foto: Maximilian Mann
Foto: Maximilian Mann
Foto: Maximilian Mann
Foto: Pixabay
Sprache und IdentitätInterview mit Katharina Dück
Katharina Dück ist Sprachwissenschaftlerin am Mannheimer Institut für Deutsche Sprache. Im Rahmen des Projekts „Deutsch in der Welt“
untersucht sie den Zusammenhang von Sprache und Identität heute lebender Kaukasiendeutscher. 2017 sprach sie mit über 50 Kaukasiendeutschen der Erlebnis- und Nachkommengeneration.
Dabei hat sie nicht nur diejenigen befragt, die hier in Deutschland leben, sondern hat auch deutsche Sprecherinnen und Sprecher in Aserbaidschan und Georgien gesucht – und tatsächlich gefunden.
Forschungsansatz
In Georgien angekommen, hat Katharina Dück sich die Situation vor Ort angeschaut. Über 120 Jahre lang lebten dort Schwaben aus Württemberg abseits vom deutschen Sprachraum und pflegten, umgeben von anderen Kulturen, ihre eigene, mitgebrachte Sprache.
Katharina Dück hat viele Fragen: Wie hat sich die Sprache entwickelt? Gibt es heute noch eine Art Sprachinsel, also Sprecherinnen und Sprecher, die auf Deutsch miteinander kommunizieren? Oder leben die Personen isoliert voneinander?
Es ging Katharina Dück in ihrer Forschung darum, Sprachkompetenzen zu erfassen: Wie sind die Menschen mit der Sprache umgegangen? Wurde das Deutsche, gerade durch die Sprachrepressionspolitik in der Sowjetunion, unterdrückt?