Kohle, Stahl & Licht
Das Team Lichtwechsel.Ruhr erleuchtet verbliebene Riesen der Kohle- und Stahlindustrie in bunten Farben.
Mit ihrer Lichtkunst und Fotografie kämpfen sie gegen das Vergessen der Zechenkultur.
Lichtkunst für das RuhrgebietGeschichte, Gegenwart & Zukunft
Über 200 Jahre prägte der Bergbau das Ruhrgebiet. Mit der Schließung der letzten Zeche endet diese Ära. Doch die Bergbaukultur hinterlässt Spuren und soll nicht in Vergessenheit geraten. Drei Bewohner des Ruhrgebiets haben es sich zum Ziel gemacht, diese Wahrzeichen mit ihrer Lichtkunst wieder aufleben zu lassen.
Kapitel 1 Wat war dat schön!
Wolfgang Schubert arbeitete 25 Jahre lang als Bergmann unter Tage.
Wolfgang Schubert Ex-Bergmann, Fotograf, Lichtkünstler
Mit Fördertürmen kennt sich Wolfgang aus. In seiner Zeit als Bergmann übernahm er verschiedene Aufgaben: Sprengbeauftragter, Aufsichtshauer sowie Ausbildungsbeauftragter.
Ein Tag unter Tage
Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, wie es ist, tausend Meter unter der Erde zu arbeiten. Für Wolfgang war das Alltag.
Mit den Kumpels unter Tage
Schicht im Schacht
Seit Jahrzehnten schließen die Zechen im Ruhrgebiet.
Da die Bergbauindustrie einer der Hauptarbeitgeber im Ruhrgebiet war, mussten viele Menschen in andere Berufe umgesiedelt oder entlassen werden.
Auch Wolfgang musste 2008 in Frührente gehen. Verloren hat er damit nicht nur seinen Arbeitsplatz, sondern auch sein Team unter Tage.
Kapitel 2 Dat Team
Wie mit den Kumpels damals: Im Team von Lichtwechsel.Ruhr begrüßt man sich mit "Glück auf!" – Gemeinsam wollen sie den Fördertürmen mit ihrer Lichtkunst neues Leben einhauchen.
Wie alles begann..
Als Wolfgang und Arno sich das erste Mal trafen, war beiden klar, dass sie gemeinsam etwas bewirken wollen.
Arno SpechtFilmemacher, Mediengestalter, Lichtkünstler
Seit 1980 ist er fotografisch aktiv und erhielt für seine
Produktionen bereits Preise. Mit seiner Arbeit für Lichtwechsel will er die verschiedenen
Facetten des Ruhrgebiets sichtbar machen.
Mareike HelbingTierarzthelferin, Fotografin, Lichtkünstlerin
Als sie sich mit 14 Jahren
ihre erste Spiegelreflexkamera kaufte, war das der Beginn einer großen Leidenschaft.
Sie stieß etwas später zum Team dazu und dokumentiert seither die Lichtwechsel.
Von Schicht zu Licht
Das Team möchte allein mit seinem Namen die Verbundenheit zum Bergbau ausdrücken: Lichtwechsel leitet sich vom Schichtwechsel unter Tage ab.
Kapitel 3 Glück auf!
Viele alte Fördertürme sind nicht touristisch erschlossen.
Das Team Lichtwechsel scheut für seine Aufnahmen weder Höhe noch Rost.
Mehr Watt für Team Lichtwechsel
Sie begannen mit Autoscheinwerfern und einfachen Spiegeln, die Wolfgang vor dem ersten Treffen noch schnell bei IKEA besorgt hatte. Mittlerweile ist ihre Ausrüstung deutlich kostspieliger, ihre Arbeit aber auch eindrucksvoller geworden.
Stille Stars
EssenSchacht 10
Bereits zu den Anfängen von Lichtwechsel.Ruhr illuminierte das Team das Fördergerüst am Schacht 10 der Zeche Zollverein. Diese war von 1851 bis 1986 aktiv und ist seit 2001 UNESCO-Welterbe.
mehreren hundert Zechen übersät.
In einigen Städten stehen noch ihre
Überreste, die Lichtwechsel.Ruhr
schon besucht und beleuchtet hat.
Kapitel 4 Ein Herz fürren Pott
Was einmal das ganze Ruhrgebiet gezeichnet hat, darf nicht einfach in Vergessenheit geraten - finden Wolfgang, Arno und Mareike.
Wenn die Räder für immer stillstehen...
Seit der Schließung von
„Auguste Victoria“ ist
„Prosper Haniel“
in Bottrop das letzte aktive Bergwerk im Ruhrgebiet. Ende des Jahres 2018 wird auch hier der Abbau von Steinkohle beendet. Dadurch verlieren nicht nur 2.700 Bergarbeiter ihren Job, auch sechzig frisch ausgebildete Lehrlinge müssen sich nun auf die Suche nach einem geeigneten Neuanfang machen.
GelsenkirchenSchacht 8
Der Betrieb von Schacht 8 der Zeche Consolidation endete 1981. Im Anschluss wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Ihr Anbau wird als Ausstellungs- und Veranstaltungshalle genutzt. Das Team Lichtwechsel.Ruhr ist dort oft zu Besuch und teilt mit den Verwaltern von Consolidation 8 die Leidenschaft für die Zechenkultur.
Zeche Holland
Inmitten von Bochum thront der Förderturm der Zeche Holland. Obwohl sie für viele nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken ist, wurde lange über ihren Abriss diskutiert. Mittlerweile steht jedoch fest, dass das Fördergerüst restauriert wird.
Immer wieder setzen sich Bürger dafür ein, dass Überreste der Industrie als Denkmäler erhalten bleiben.
Der Wandel im Ruhrgebiet
Ein 143 Hekar großes Industriegelände in Oberhausen wurde durch den Strukturwandel zur Brache. 1992 begann ihr Abriss. 1996 eröffnete auf der Asche der Montanindustrie das CentrO, ein 850.000 Quadratmeter großes Freizeit- und Einkaufszentrum. Das einzige Relikt aus dieser Zeit ist der Gasometer, die größte Ausstellungshalle Deutschlands.
Ein Komplex aus Fördertürmen, Kokereien und Eisenhütten bildeten den industriellen Kern der Stadt. Nach ihrer Stilllegung und ihrem Abriss sollte die „Neue Mitte“ mit dem „CentrO“ zum neuen Stadtzentrum werden.
Der Oberhausener Stadtrat entschied, den Gasometer, das letzte Überbleibsel des Industriekomplexes, zu erhalten und in das neue Gelände der Neuen Mitte zu integrieren.
Kapitel 5 Manchet bleibt für imma
Der Bergbau ist nun an seinem Ende angelangt, doch was er hinterlässt, wird das Ruhrgebiet noch lange beschäftigen.
Für die Ewigkeit...
Die Gefahren im Bergbau
Nicht nur Städte und Landschaften, auch die ehemaligen Bergleute spüren noch heute die Auswirkungen des Bergbaus. Unter Tage bestand immer die Gefahr eines Tunneleinsturzes. Außerdem konnte es zu Staubexplosionen, Grubenbränden oder dem Sturz einer schweren Maschine kommen.
Viele ehemalige Bergarbeiter leiden heute an Atemwegserkrankungen, Rücken- oder Knieproblemen. Die jahrelange körperliche Arbeit hinterlässt fast immer Spuren.
Kapitel 6 Machet gut!
Viele Bergwerke erfüllen heutzutage einen neuen Zweck.
Neues Leben für alte Zechen
Von Zeche zu Kulturstätte
Viele alte Bergwerke und Fördertürme wurden
abgerissen. Einige wurden jedoch touristisch zugänglich gemacht, wie
die Zeche Zollverein. Hier finden im Sommer auch Veranstaltungen aller Art statt, darunter Konzerte, Festivals und Partys.
Auch der Landschaftspark Duisburg mitsamt dem stillgelegten Hüttenwerk kann besichtigt werden. Der Gasometer dort wurde mit 21 Millionen Liter Wasser gefüllt und ist heute das größte Indoor-Tauchbecken Europas.
Das Ende einer Ära
Wolfgang hat in Arno und Mareike den Zusammenhalt gefunden, den er seit seiner Zeit im Bergbau vermisst hat. So wie Wolfgang einen persönlichen Wandel durchlebte, muss sich auch das Ruhrgebiet als Region den strukturellen Veränderungen anpassen.
Was bleibt von der Kohle?
Vielen Dank
an das Team
von Lichtwechsel.Ruhr:
Rolf Arno Specht
Wolfgang Schubert
Mareike Helbing