Die Urbanisierung eines InsektsWo Teer und Honig fließen
Auf dem Land hat die Biene mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Stadt könnte eine Alternative sein.
Kann ein Umzug die Biene retten?
Wo alles begann
Felder, Waldrand und Wildblumen prägen den natürlichen Lebensraum der Biene. Davon gibt es immer weniger.
Nachteile auf dem Land
Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung gehen wichtige Flächen verloren, auf denen die Biene einst Nahrung fand. Zudem werden viele Wiesen noch vor der Blütezeit der meisten Blumen abgemäht. Danach bleibt nur noch eine kahle Wiese zurück, auf der keine Nahrung mehr zu finden ist. So muss die Biene immer weitere Strecken zurücklegen, um die benötigte Nahrung zu bekommen. Schon das Mähen an sich ist ein Problem: Zur Mittagszeit kann das zehntausende Bienen das Leben kosten, die zu dieser Zeit besonders aktiv sind.
Letzte Rettung?
Alle Probleme, mit denen die Biene zu kämpfen hat, sind menschengemacht. Jetzt ist der Mensch der Einzige, der ihr noch helfen kann.
Helfer auf dem Land
Klaus Panse ist Hobby-Imker in der Nähe von Oberndorf am Neckar. Hier hat er ein kleines Stück Wald in ein Bienenparadies voller Blumen, Sträucher und Bäume verwandelt.
Vor 36 Jahren fing er an zu imkern und kümmerte sich um fünfzig Völker. Heute, aus Altersgründen, sind es achtzehn Völker
–
rund 800.000 Bienen.
Willkommen in der Stadt
Frankfurt. Die Finanzmetropole am Main ist Heimat für über 700.000 Menschen und inzwischen auch für Bienen. Inmitten der Großstadt zwischen Beton und blau schimmernden Hochhausfassaden aus Glas, thront die Bienenkönigin mit ihrem Volk auf einer Terrasse im sechsten Stock.
Helfer in der Stadt
Stefan Kantzenbach ist einer der zehn Imker. Er ist Leiter der Unternehmenskommunikation bei Union Investment.
Zum Imkern kam er durch die Idee eines Kollegen, oben auf dem Vordach Bienen zu halten. Hier konnte er in das
Imker-Sein reinschnuppern und teilte sich zunächst die Verantwortung für über 200.000 Bienen mit seinen
Kollegen – „imkern light“ nennt er es scherzhaft.
Mittlerweile besitzt er auch eigene Bienenvölker – „es macht von Jahr zu Jahr immer mehr Spaß.“
Vorteile der Stadt
"Bienen
arbeiten in der Stadt genau wie auf dem Land. Der Vorteil
besteht darin, dass sie in der Stadt das ganze Jahr über Blüten finden.
Während die Biene auf dem Land nicht zu jeder Jahreszeit Futter findet, wachsen in der Stadt ganzjährig Bäume, Klee, Wiesen und unzählige andere Balkongewächse. So bietet die Stadt den Bienen durchgängig Nahrungsquellen."
Stefan Kantzenbach
Geschmackstest
Wie schmeckt der Honig aus der Großstadt?
Willkommen in der Stadt?
Trotz
ihrer wichtigen Rolle in unserem Ökosystem nehmen wir die Biene oft nur als
eines von vielen störenden Insekten wahr.
Beide Imker sind sich einig, dass Aufklärung über die Bienen das Wichtigste ist: "Die
Hauptaufgabe des Imkers in einer Firma ist es, allen Mitarbeitern
schrittweise zu erklären, was wir tun, was die Bienen tun und dass die
Bienen nicht gefährlich sind", so Stefan
Kantzenbach. Er und seine Imkerkollegen bieten Führungen auf dem Dach an. Die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber den
Bienen soll sich danach ändern und die wichtige Rolle der Biene bewusst machen.
Wo Teer und Honig fließen
Eine Multimedia-Reportage von
Jonas Armbruster
Georg Kießling
Jona-Tristan Köhring
Annika Langenau
Ramon Mebrahtu
Denise Ott
Mit besonderem Dank an
Stefan Kantzenbach
Klaus Panse
Hochschule der Medien Stuttgart
August 2018