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Wo Teer und Honig fließen

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Auf dem Land hat die Biene mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Stadt könnte eine Alternative sein.
Kann ein Umzug die Biene retten?

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Felder, Waldrand und Wildblumen prägen den natürlichen Lebensraum der Biene. Davon gibt es immer weniger.

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Wildfelder bieten die wichtigste Nahrungsgrundlage der Bienen. Sie sind aus mehreren Gründen auf eine diverse Kulturlandschaft angewiesen.  Wichtig ist, zwischen der Honigbiene und den zahlreichen Wildbienenarten zu unterscheiden. Die Honigbiene wird von Imkern gepflegt und hat ihr Zuhause in den Bienenkästen. Wildbienen hingegen sind darauf angewiesen, dass genügend natürliche Nistplätze zur Verfügung stehen. Die fehlende Diversität der Landwirtschaft wirkt sich vor allem auf die Nahrungssuche der Biene aus.

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Vergleiche das Paradies mit der Realität

Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung gehen wichtige Flächen verloren, auf denen die Biene einst Nahrung fand. Zudem werden viele Wiesen noch vor der Blütezeit der meisten Blumen abgemäht. Danach bleibt nur noch eine kahle Wiese zurück, auf der keine Nahrung mehr zu finden ist. So muss die Biene immer weitere Strecken zurücklegen, um die benötigte Nahrung zu bekommen. Schon das Mähen an sich ist ein Problem: Zur Mittagszeit kann das zehntausende Bienen das Leben kosten, die zu dieser Zeit besonders aktiv sind.

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Knapp 51 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands werden für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Unter diesen Flächen wird der Anteil an Monokulturen immer größer. Alles ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet.  

Das Schicksal der Biene ist eng mit dem der Landwirte verstrickt. Die Anreize für Landwirte, in ihrer Arbeit das Wohl der Bienen zu berücksichtigen, sind aber bei weitem nicht ausreichend.  Auflagen halten zu viele Ausnahmen bereit, sodass die meisten Landwirte bei der Bewirtung ihrer Felder keine Rücksicht auf eine vielfältige Bepflanzung nehmen müssen.


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Pflanzenschutzmittel zählen zu den wichtigsten Hilfsmitteln der Bauern. Zur Zeit sind rund 1500 verschiedene Substanzen in Deutschland zugelassen.

Sammeln die Bienen Nektar von direkt oder indirekt behandelten Pflanzen, greifen die enthaltenen Nervengifte ihr Gehirn an. Die Mittel führen meist zum Verlust des Orientierungssinns. Der Prozess, derartige Mittel zu verbieten, geht nur schleppend voran.  

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Alle Probleme, mit denen die Biene zu kämpfen hat, sind menschengemacht. Jetzt ist der Mensch der Einzige, der ihr noch helfen kann.

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Klaus Panse ist Hobby-Imker in der Nähe von Oberndorf am Neckar. Hier hat er ein kleines Stück Wald in ein Bienenparadies voller Blumen, Sträucher und Bäume verwandelt.

Vor 36 Jahren fing er an zu imkern und kümmerte sich um fünfzig Völker. Heute, aus Altersgründen, sind es achtzehn Völker – rund 800.000 Bienen.

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Aber nicht nur Imker können etwas für die Biene tun. Vorgärten sollten mehr haben als einen schönen Rasen. Wichtig für Bienen ist eine große Auswahl an verschiedenen Blüten.

"Wir Imker müssen auf die Situation der Biene aufmerksam machen. Wir müssen informieren, wir müssen zu den Leuten gehen und sagen: Hier hast du ne Tüte, pflanz doch mal ein paar Blumen im Garten für die Insekten."

Klause Panse


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Frankfurt. Die Finanzmetropole am Main ist Heimat für über 700.000 Menschen und inzwischen auch für Bienen. Inmitten der Großstadt zwischen Beton und blau schimmernden Hochhausfassaden aus Glas, thront die Bienenkönigin mit ihrem Volk auf einer Terrasse im sechsten Stock.

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Fünf Bienenvölker haben auf dem Balkon von Union Investment ihr Zuhause gefunden.
Während der Balkon von den Mitarbeitern selbst für Pausen genutzt wird, arbeiten die rund 200.000 Bienen hier den ganzen Tag und das ganze Jahr durch.

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Eine Gruppe von insgesamt zehn Leuten, Frauen wie Männer, schloss sich vor knapp vier Jahren zusammen, um sich einmal in der Woche um die Bienen zu kümmern. Auch wenn sie ihre Arbeit in der Mittagspause erledigen, vermietet die Firma ihnen lediglich den Ort. Das Imkern haben sie in Kursen gelernt. Ihr Wissen über die Tiere und die damit verbundene Arbeit geben sie an ihre Kollegen weiter.

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Stefan Kantzenbach ist einer der zehn Imker. Er ist Leiter der Unternehmenskommunikation bei Union Investment.

Zum Imkern kam er durch die Idee eines Kollegen, oben auf dem Vordach Bienen zu halten. Hier konnte er in das
Imker-Sein reinschnuppern und teilte sich zunächst die Verantwortung für über 200.000 Bienen mit seinen 
Kollegen – „imkern light“ nennt er es scherzhaft.

Mittlerweile besitzt er auch eigene Bienenvölker – „es macht von Jahr zu Jahr immer mehr Spaß.“  

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"Bienen arbeiten in der Stadt genau wie auf dem Land. Der Vorteil besteht darin, dass sie in der Stadt das ganze Jahr über Blüten finden. Während die Biene auf dem Land nicht zu jeder Jahreszeit Futter findet, wachsen in der Stadt ganzjährig Bäume, Klee, Wiesen und unzählige andere Balkongewächse. So bietet die Stadt den Bienen durchgängig Nahrungsquellen."

Stefan Kantzenbach

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Die Blütenvielfalt kommt auch der Gesundheit der Bienen zugute. In den Pollen vorhandene Proteine sind nicht nur für die Aufzucht der Nachkommen wesentlich, sondern erhöhen auch die Überlebenschance bei Krankheiten. Wildbienen können die Vorteile des neu entstandenen Lebensraums meist nicht nutzen. Viele Arten sind an die Pollen spezieller Blumen angepasst, die in der Stadt nicht oft genug zu finden sind.

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Die Bienen erobern den durch die Urbanisierung 'gestohlenen' Lebensraum zurück – diese Entwicklung ist allerdings menschengemacht. Immer mehr Initiativen fördern die Ansiedlung von Bienenvölkern in Vorgärten oder auf Balkons. Die Honigbiene profitiert sehr von diesem Umzug.

Innerstädtische spontane Vegetation in Parks oder ungenutzten Flächen fördert die Biodiversität. So enthält der Stadthonig im Schnitt mehr Pollenarten als der Honig aus Regionen, in denen viel Landwirtschaft betrieben wird.

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Wie schmeckt der Honig aus der Großstadt?

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Trotz ihrer wichtigen Rolle in unserem Ökosystem nehmen wir die Biene oft nur als eines von vielen störenden Insekten wahr.

Beide Imker sind sich einig, dass Aufklärung über die Bienen das Wichtigste ist: "Die Hauptaufgabe des Imkers in einer Firma ist es, allen Mitarbeitern schrittweise zu erklären, was wir tun, was die Bienen tun und dass die Bienen nicht gefährlich sind", so Stefan Kantzenbach. Er und seine Imkerkollegen bieten Führungen auf dem Dach an. Die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber den Bienen soll sich danach ändern und die wichtige Rolle der Biene bewusst machen.

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Die Bienendichte in der Stadt ist weitaus höher als die Bevölkerungsdichte. Momentan sind in Frankfurt rund 420 Imker mit durchschnittlich zwei bis drei Völkern gemeldet. Dadurch werden Seuchen zwischen den Völkern deutlich leichter übertragen. Unter Honigbienen sind die amerikanische Faulbrut und die Varroamilbe am meisten verbreitet. Beide Krankheiten greifen die Biene bereits im Larvenstadium an. Entweder werden die Larven direkt getötet oder das Immunsystem wird beschädigt und die Biene stirbt an den Folgen.

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"Wie jeder Imker müssen auch wir die Völker auf Milben und ähnliches untersuchen. Hinzu kommt in der Stadt, dass Bienen beim Veterinärsamt Frankfurt gemeldet werden müssen. Das ist enorm wichtig falls eine Seuche ausbricht, dann muss die Stadt wissen, wo hier überall Bienenkästen stehen."

Stefan Kantzenbach



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Auch wenn die Zahl der Bienenvölker seit den 90er-Jahren um mehr als die Hälfte geschrumpft ist, lässt sich in den letzten Jahren eine Wendung beobachten – die Zahl der Bienenvölker steigt. Diesen Aufwärtstrend erklären sich Forscher auch durch die Zunahme der Imker in urbanen Gebieten.

Die Probleme auf dem Land kann die Stadtimkerei aber nicht lösen. Wildbienen können den Lebensraum der Stadt nicht für sich nutzen. Sie haben noch stärker mit den Problemen durch die Landwirtschaft zu kämpfen als ihre Artgenossen, die von Imkern umsorgt werden.

Was für eine wichtige Rolle die Biene in der Natur einnimmt, wird immer mehr Menschen bewusst. Nun muss diese Erkenntnis auch zu einem politischen Umdenken führen.

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Eine Multimedia-Reportage von

Jonas Armbruster
Georg Kießling
Jona-Tristan Köhring
Annika Langenau
Ramon Mebrahtu
Denise Ott

Mit besonderem Dank an

Stefan Kantzenbach
Klaus Panse

Hochschule der Medien Stuttgart
August 2018





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